Leseprobe

Weshalb privater Vermögensaufbau Sinn macht

Auszug aus Kapitel 3:

In der heutigen Zeit ist es unumgänglich, dass man sich mit dem eigenen Geld, dem eigenen Vermögen und der eigenen finanziellen Zukunft angemessen auseinandersetzt. Da Sie dieses Buch in der Hand halten, sind Sie sich dieser Tatsache durchaus bewusst. Dennoch ist es mir wichtig, das Thema noch einmal in seine unterschiedlichen Aspekte zu zerlegen, weil uns dies unmittelbar zu einigen wichtigen Punkten im Hinblick auf die Geldanlage führt.

Die Haushalte in unserem Land verfügen im Schnitt über relativ hohe Einkünfte, und sie sparen auch einen guten Teil davon mehr oder minder regelmäßig. Dennoch haben die Haushalte in Deutschland im Schnitt deutlich geringere Vermögen angesammelt als die unserer Nachbarländer. Während das von der Credit Suisse Bank ermittelte Medianvermögen pro volljähriger Person in Deutschland im Jahr 2019 bei etwas über 35.000 US-Dollar lag, lag es in Italien bei etwas über 91.000 US-Dollar, in der Schweiz bei 227.000 US-Dollar, in Belgien bei 117.000 US-Dollar.

Das Medianvermögen ist der Betrag, der genau in der Mitte zwischen der reicheren und der ärmeren Hälfte der Bevölkerung liegt, und gibt einen Hinweis auf die Vermögensverteilung in einem Land.

Die Ursachen für das vergleichsweise geringe Haushaltsmedianvermögen hierfür liegen unter anderem einerseits darin, dass man im europäischen Ausland deutlich häufiger über (selbst erworbenes oder auch ererbtes) Wohneigentum verfügt. Hierdurch ergibt sich natürlich rein rechnerisch ein Vermögensvorteil gegenüber einem Mieter. Da der überwiegende Teil der Bevölkerung hierzulande zur Miete wohnt, hat nur ein vergleichsweise geringer Anteil Wohneigentum vorzuweisen, während in anderen Staaten der große Teil der Bevölkerung in Wohneigentum lebt.

Andererseits ist es eine Tatsache, dass die Deutschen sich in auffallend geringem Maß über Aktien, Fonds oder ETFs an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligen. Aktien & Co. gelten vielfach als Zockerei; die Angst vor vorübergehenden Verlusten überwiegt die Aussicht auf positive Renditen. Die sogenannte Aktionärsquote, der Anteil der Bevölkerung mit Aktien- und Fondsbesitz, lag in Deutschland laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI) im Jahr 2016 bei gerade einmal 7%. Nur in Belgien und Österreich ist sie mit 5% noch geringer. In den meisten anderen entwickelten Staaten beschäftigt man sich deutlich intensiver mit aktienbasierter Geldanlage.

Bei uns spart man mit stoischer Gelassenheit – oder sogar schon mit Ignoranz – lieber weiter in Sparbüchern oder Tagesgeldkonten, die seit inzwischen vielen Jahren nahezu keine sinnvollen, mindestens die Inflation ausgleichenden Renditen mehr einbringen. Oder man gibt das Geld der Bank oder der Versicherung, die sich schon um die Vermögensmehrung kümmert. Zugleich befindet sich das Rentenniveau in Deutschland aktuell bei etwa 50% des vorherigen Netto-Lohns, in Italien bei 93%, in der Schweiz bei 45%, in Belgien bei 66%.

Ein geringes Rentenniveau in Verbindung mit relativ geringem Vermögen scheint für den Einzelnen eine etwas ungünstige Kombination zu sein. Die gesetzliche Rente wird in Zukunft sogar weiter sinken müssen, denn wie soll sie im Hinblick auf den demographischen Wandel, der in den nächsten zwei Jahrzehnten zu einem immer größeren Schwinden der Erwerbsbevölkerung führt, auch weiterhin in erforderlichem Maße finanziert werden? Nach unterschiedlichen Prognosen könnte die Rente bis zum Jahr 2035 auf etwa 44% absinken, obwohl die Rentenbeiträge und die Lebensarbeitszeit weiter ansteigen werden. Das System der umlagebasierten Rentenfinanzierung ist in ihrer bisherigen Form bereits mittelfristig wohl nicht mehr zu halten, während die Politik zumindest derzeit nicht gewillt scheint, für die erforderlichen Reformen zu sorgen. Man beschwichtigt und hält sich an die berühmt gewordene Aussage von Norbert Blüm: Die Rente ist sicher. Bezüglich der Höhe der zukünftigen Rentenzahlungen hält man sich allerdings bedeckt. Wie sollte man auch anders?

Auf der anderen Seite nagt die Inflation, die nahezu kontinuierlich laufende Geldentwertung, an unseren Geldwerten. Das von der Europäischen Zentralbank erklärte Inflationsziel von zwei Prozentpunkten pro Jahr ist derzeit zwar nicht durchgehend in Sicht – vielmehr gehen gerade wieder Deflationsängste um -, aber auf die lange Frist werden wir diese Zahl im Durchschnitt wohl mindestens sehen. Auf eine Laufzeit von 25 Jahren betrachtet verliert unser Bargeld aufgrund der Inflation von 2% fast 40% an Kaufkraft: Mit Ihren auf den ersten Blick nicht unansehnlichen 1.500 Euro Rente können Sie im Jahr 2045 nur noch Waren im Wert von heutigen 900 Euro einkaufen.

Die durchschnittliche gezahlte Rente betrug im Jahr 2019 in Deutschland jedoch bereits nur etwas mehr als 1.000 Euro monatlich. Könnten Sie von (um die Inflation reduzierten) 600 Euro Kaufkraft im Monat leben? Vermutlich wird es zumindest knapp. Sie sehen, auf den Staat allein sollte man sich nicht zu sehr verlassen. Wer nicht zusätzlich selbst vorsorgt, kommt in der Zukunft offenbar stark in Bedrängnis.

Doch nicht nur das Rentenproblem ist ein starkes Argument für den eigenen Vermögensaufbau. Wer früher aufhören möchte, in einer Anstellung zu arbeiten, um einer anderen Passion nachzugehen, wer früh Geld zurücklegen möchte, damit die eigenen Kinder studieren können, ohne finanziell am Minimum zu leben, wer sich einfach etwas unabhängiger von vielen äußeren Umständen machen will, der benötigt entsprechende Rücklagen. Mit Geld kann man natürlich nicht alles kaufen. Aber die angemessenen Mittel in der Hinterhand reduziert doch oft eine ganze Menge an Sorgen und erhöht die individuell wahrgenommene (und letztlich auch die tatsächliche) Freiheit und Sicherheit.

Es lohnt sich also, sich mit dem Auf- und Ausbau des eigenen Vermögens zu beschäftigen.

Warum ist es aber sinnvoll, sich allein um seinen Vermögensaufbau zu kümmern? Es gibt doch jede Menge Angebote, die das für mich erledigen? Private Rentenversicherungen, Lebensversicherungen, Riester und Rürüp, betriebliche Altersvorsorge und andere mehr oder minder stark empfohlene Konstrukte. Die kürzest mögliche Antwort auf diese Frage lautet: Aus Kostengründen und aus Renditegründen ist es sinnvoll, zumindest zusätzlich selbst aktiv zu werden.

Die meisten der von Banken und Versicherungen angebotenen Produkte, die der privaten Altersvorsorge oder dem privaten Vermögensaufbau dienen, sind schlicht höchst ineffizient. Sie sind vielfach so kompliziert, dass eine exakte Berechnung der Rendite über die gesamte Laufzeit des Investments für den privaten Anleger gar nicht möglich ist. Sie beinhalten oft so hohe Kosten, dass der große Teil der theoretisch möglichen Rendite wieder aufgefressen wird. Sie bieten für das Rentenalter teils Auszahlungsbeträge, die – besonders unter Einbezug der Inflation – so gering sind, dass sich ein Investment aus heutiger Sicht gar nicht lohnt. Erinnern Sie sich an das oben beschriebene Beispiel zur Geldentwertung?

Erhalten Sie aus einem Investment in ein Rentenversicherungsprodukt in 25 Jahren eine monatliche Auszahlung von 100 Euro, so klingt das aus heutiger Sicht zuerst einmal gar nicht so schlecht. Vergessen wird allerdings, dass die Inflation dann 40% des Geldwertes bereits vernichtet hat: Mit dem 100 Euro Schein erhalten Sie dann nämlich nur noch eine Kaufkraft von 60 Euro. Es gibt vielfältige Versicherungsangebote, die mit 50 Euro an zukünftiger monatlicher Auszahlung werben. Abzüglich der Inflation bleiben Ihnen davon real 30 Euro Kaufkraft übrig. Ob ein Investment hier wirtschaftlich ist, sollte vor Vertragsabschluss zumindest gut geprüft werden.

Die meisten Vermögens- und Finanzberater verdienen nicht an Ihrem Erfolg, sondern an den Provisionen für Produkte, die sie Ihnen verkaufen. Ob Sie anschließend mehr oder weniger Geld haben, Geld verdienen oder Geld verlieren, ob Sie im Alter abgesichert sind oder Ihr Sparziel erreichen, ist der Beraterfraktion letztlich meist relativ egal. Denn sie hat ihr Geld bereits verdient.

Dies ist im Übrigen auch einer der Gründe dafür, wieso Ihnen normalerweise kein Bankberater ETFs empfehlen wird: Hier gibt es einfach keine hohen Provisionen zu verdienen.

Es folgt ein großes Aber: Diese Ausführungen bedeuten natürlich nicht, dass es sinnvoll ist, alle bestehenden Altersvorsorge- und Versicherungsprodukte sofort zu kündigen. Was ich Ihnen jedoch unbedingt nahebringen möchte, ist, stets genau zu prüfen, in was Sie investieren, und sich beim Vermögensaufbau grundsätzlich auf mehrere Standbeine zu verlassen. Sie haben eine bestehende Lebensversicherung? Gut zur Streuung Ihrer Geldanlagen, sofern Sie einen Altvertrag mit einer Verzinsung haben, die diese Bezeichnung noch verdient. Sie nutzen die betriebliche Altersvorsorge? Wunderbar, aber erkundigen Sie sich – falls Sie es nicht hier und jetzt angeben können – beim nächsten Besuch des betreuenden Maklers nach den genauen Kosten über die gesamte Laufzeit sowie nach der zu erwartenden Rendite auf das eingezahlte Kapital. Und reagieren Sie gegebenenfalls entsprechend, falls die Antworten unbefriedigend ausfallen. Prüfen Sie alle verfügbaren Optionen.

Wenn Sie sich selbst um Ihren Vermögensaufbau kümmern, erhalten Sie sich die volle Kontrolle über Ihre Investments. Sie bestimmen das Risikoprofil und das Renditeprofil. Sie kennen exakt die auftretenden Kosten und können bei Bedarf Alternativen suchen, die sich als kostengünstiger herausgestellt haben. Sie können stets Sparraten und Investitionen anpassen, wenn sich für Sie irgendwelche Voraussetzungen ändern. Sie können sich selbst später genau die Beträge auszahlen, die Sie für richtig und notwendig erachten, ohne an Altersgrenzen oder Laufzeiten gebunden zu sein.

ETFs sind ein transparentes, kostengünstiges, effizientes und effektives Mittel, um Vermögensaufbau und Altersvorsorge selbst zu gestalten und sachgerecht umzusetzen. Alles, was Sie benötigen, ist ein wenig Interesse, Geduld sowie ein paar Grundlagen.

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